Erstmals nimmt ein Team für Borussia Dortmund an der Virtuellen Bundesliga (VBL) der DFL teil. Am Samstag bestreitet Schwarzgelb das erste Spiel gegen den VfL Bochum.
Die Teilnahme eines eigenen Teams gehört mittlerweile zu den Lizenzauflagen aller Bundesliga-Klubs, da die Virtual Bundesliga (VBL) seit 2022 als offizieller Wettbewerb der Deutschen Fußball-Liga (DFL) gilt. Wenn am 18./19. November die Saison 2023/24 beginnt, sind 35 der 36 Bundesliga-Klubs am Start; einzig Union Berlin entzieht sich noch einmal. Die Philosophie aber bleibt davon unberührt. Standen beim eFootball in Schwarzgelb seit der Saison 2019/20 Entertainment durch Unterhaltungsformate und Interaktion mit der Community im Fokus, gesellt sich nun die sportliche Komponente durch Teilnahme an kompetitiven Wettbewerben hinzu. Man könnte also auch sagen: Der Dortmunder Weg wird um eine Spur erweitert.
„Uns war es wichtig, das Thema eFootball in mehreren Schritten zu entwickeln. Angefangen mit dem Aufbau von Akzeptanz, Reichweite und Interesse sowie dem Ziel der Bindung Gaming-begeisterter Fans“, erklärt Alexander Mühl, Direktor Marketing und Digitalisierung – und fügt hinzu: „Nachdem uns das gelungen ist, fühlen wir uns bereit, in der VBL anzutreten und dabei zugleich unserer Philosophie treu zu bleiben.“
Der Dortmunder Kader umfasst zum Start zehn Borussen.
Im sogenannten erweiterten Setup stehen in Erné Embeli und Luisa Bergmann zwei Content-Creatoren, die maßgeblich für die Unterhaltung und Interaktion mit der Community im Stream verantwortlich sind; in Stefan und Alex zwei Trainer und in Eleonora ein Nachwuchstalent.Ernéist das Gesicht von BVB eFootball und fester Bestandteil seit drei Jahren. Er hat sehr hohe Reichweite und Bekanntheit in der deutschen Gaming- und Streaming-Szene, ist für die Umsetzung an Content-Days und die Aktivierung für Partner zuständig – und sehr beliebt bei den Profis vom realen Rasen.Luisaist den Dortmunder Weg schon einmal mit den ersten Fußballerinnen der BVB-Geschichte gegangen. Als Content Creatorin verbindet sie sympathisch und authentisch die Themen Frauenfußball, EA, Streaming und Jugend. Mit „Luisa trifft“ hat sie ein eigenes Format. Head-CoachStefan Gajdukbringt viel Erfahrung mit, ist sehr gut vernetzt in der Community, sozial engagiert und top vor der Kamera. Auch er ist glühender BVB-Fan, manche sprechen von einem wandelnden BVB-Lexikon. Sein CoAlex Steinmetzwar selbst Top-Four-Spieler in Deutschland und Spielertrainer beim VfL Bochum. Er spielt immer noch auf Pro-Niveau, ist operativ nah dran und für Spieltagvorbereitung und Gegneranalysen zuständig.Eleonora Limkouwiederum ist die Zukunft. Die 14-Jährige aus Menden spielt in der U17 der Fußballerinnen und soll in zwei bis drei Jahren auch fester Bestandteil des VBL-Kaders sein.
Fünf eFootballer im Kader
Die fünf eFootballer im Kader – also die mit dem Gamepad in der Hand – heißen: Dennis, Alihan, Roee, Bradley und Lucas. Sie alle kommen aus unterschiedlichen Richtungen, sind nun vereint auf dem Dortmunder Weg. Borussia verbindet.
Lucas Geerkenetwa, benannt nach Lucas Barrios, wohnt in Berlin, gilt mit seinen 15 Jahren als eines der spielstärksten Talente in Deutschland und bedient einen guten Mix aus Sport, Entertainment und Content. Seine Reichweite auf Social Media, insbesondere TikTok und Twitch, wächst rasant an.Bradley Destoopwiederum ist der beste Belgier in der Szene und dort unter seinem Gamertag „Die Borussen“ bekannt. Das vergangene Jahr war sein erstes auf Weltklasse-Niveau. Er hat unter anderem beim BVB-Online-Turnier Blackyellow Clash auf sich aufmerksam gemacht und spricht nebenbei vier Sprachen: Niederländisch/Flämisch, Französisch, Englisch und Deutsch.
Local Hero ist und bleibtDennis „Denninho“ Malcherczyk. Geboren in Hörde, dort zur Schule gegangen, beim VfL gekickt. Ein Ur-Dortmunder – und ein Ur-Borusse. Einer von denen, die schon mit ihrem Vater gekommen sind; 2008 zum Pokalfinale in Berlin und danach dann mit Sechs auf die Südtribüne, Block 14. „Borussia ist mein Leben“, sagt Dennis, „das ist eine besondere Verbindung.“ Seit drei Jahren ist er nun schon eFootballer beim BVB, seit einem Jahr zudem in Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement. Hier durchläuft er verschiedene Abteilungen des gesamten Unternehmens Borussia Dortmund, zuletzt Commercial Partnerships. „Spannend, weil eine komplett andere Welt.“
Als kleiner Junge hat er den Traum geträumt, den viele Jungs träumen: Profi-Fußballer von Borussia Dortmund zu werden. „Als klar war, dass das nicht klappen würde, habe ich mein zweites Ziel verfolgt: eFootballer werden, eFootballer von Borussia Dortmund.“ Dieser Traum ist wahr geworden.
Mit 13 hat Dennis mit FIFA angefangen, auch gegen den Rat eines Lehrers, wie er sich erinnert. Er hat kleine Turniere gespielt – und sie schnell gewonnen. Bald schon kamen erste Siegprämien dazu, 50 Euro, und der Stolz der Eltern. Als dann mit FIFA 17 die Weekend-League neu eingeführt wurde, ist Dennis mit einer Bilanz von 17:23-Spielen gestartet. Am Ende des Jahres aber stand da ein Ergebnis von 38:2 – Dennis aus Hörde war in der Top 100 Deutschlands angekommen. Dafür hat er viel getan.
Ein bisschen ist es beim eFootball wie beim Bundesliga-Fußball: Kicken können sie alle, aber nicht alle können bei Borussia Dortmund kicken. Es geht um kleine, aber feine Unterschiede. „Viele haben das Potenzial, arbeiten aber unterschiedlich hart daran. Wenn zwei eSportler auf einem Level von 80 Prozent sind, wird sich immer der durchsetzen, der mehr dafür tut“, sagt Dennis – und erklärt: „Viel Zocken ist der Schlüssel zum Erfolg, gerade am Anfang, da musst du herausfinden, was funktioniert – und was nicht. Am Ende aber entscheidet der mentale Bereich. Wer bleibt cooler, wenn es eng wird? Wer hat in der 90. Minute beim Stand von 0:0 vor dem Tor seine Nerven im Griff? Das ist wie im Fußball: Messi macht ihn auch häufiger als ein Zweitliga-Spieler.“
Start mit lokalen Spielern und/oder BVB-Fans
Die erstmalige Teilnahme an der VBL ist für Dennis ein weiterer Meilenstein auf dem Dortmunder Weg. „Dadurch wird das Sportliche wichtiger, das hatte ich mir immer erhofft. Wir haben mit Erné und Luisa weiterhin zwei starke Content Creatoren. Aber wir anderen fünf können uns jetzt stärker aufs Sportliche konzentrieren und auf Profi-Level zocken.“
Der vierte im Bunde der fünf eFootballer istAlihan Kösecik; aktueller Dortmunder Stadtmeister im 1v1 und 2v2 sowie erfolgreicher Teilnehmer am Blackyellow Clash und Signal Iduna Cup. „Wenn ich nicht an der Konsole zocke, gehe ich gerne zum Sport.“ Oder zur TU, wo der Junge aus Castrop-Rauxel gleichzeitig Wirtschaftswissenschaften studiert. Um alles unter einen Hut zu kriegen, steht er um 8 Uhr auf, achtet auf Fitness und Ernährung. „Denn nur wer körperlich fit ist, kriegt an der Konsole keine Kopfschmerzen.“
Das musste Ali erst lernen, das hat er gelernt. „Ich habe im Game gemerkt, dass sich mein Körper nicht wohlfühlt. Seitdem ich meine Ernährung umgestellt habe, bewusster esse und trinke und Sport mache, fühle ich mich gut und stark. Mein Gehirn kann sich über einen längeren Zeitraum besser anstrengen.“
Als Schüler lag diese Erkenntnis noch vor ihm. Als Schüler hat er die kleinen Turniere mitgenommen – und die 20 Euro Siegprämie am Tag. „Für einen Schüler war das viel Geld.“ Ali hat es gewonnen, am nächsten Tag in der Schule ausgegeben, wieder gewonnen, wieder ausgegeben. So hätte das nach seiner Vorstellung durchaus weitergehen können. „Ich dachte, so könnte ich mein Leben finanzieren.“ Heute weiß er: Es ist noch viel mehr drin, auch mehr als zweimal 20. Wichtig dafür war auch der Zuspruch der anderen; die Rückmeldung, er könne es schaffen. Nicht zuletzt das Scouting durch den BVB hat Alis Selbstvertrauen gesteigert. „Mittlerweile habe ich keine Angst mehr vor großen Namen.“
Aus dem Hobby-Gamer, dem sie gesagt haben, dass das mit dem eSport nie was werden würde, ist ein Pro geworden. Einer, dem noch etwas Erfahrung fehlt, der aber großes Potenzial mitbringt. Und einer, der bereit ist: Die ersten drei Tage nach Release von EA Sports FC 24 hat er durchgespielt. Was für den Fußballer die Vorbereitung ist, ist für den eFootballer die Testversion. Auf dieser Grundlage sagt Ali: „Wir können in der VBL großes erreichen. Wir haben einen starken Kader.“
Roee Feldman ist Kapitän der Mannschaft
Der vermeintlich stärkste Spieler im Kader istRoee Feldman. Mit 16 erst hat er angefangen, FIFA zu spielen. Jetzt ist er 21, aktueller Europameister, einer der besten der Welt – und bescheiden: „Entscheidend ist, dass wir sie alle haben: Dennis, Ali, Bradley und Lucas. Und wir werden sie alle im Highlevel brauchen.“
Roee selbst ist kein Dortmunder. Aber für den BVB ist er extra nach Dortmund gezogen. Ohne die Eltern, ohne Ron, seinen kleinen Bruder, der auf dem realen Rasen ein Riesentalent ist, ohne Freundin und ohne Hund. Warum? „Weil du nicht Nein sagen kannst, wenn ein Weltklasse-Klub wie Borussia Dortmund anfragt.“ Roee bewundert vor allem die BVB-Fans. „Sie unterstützen ihren Klub, egal, was ist. Ich habe die Bilder vom letzten Spieltag gesehen, als die Fußballer in letzter Sekunde die Meisterschaft nicht gewonnen haben – das war beeindruckend. In all ihrer Trauer haben sie ihre Liebe zu Verein und Spielern gezeigt. Einzigartig!“
Er, der seit fünf Jahren zur absoluten Weltspitze zählt, viel Erfahrung und hohe Reichweite mitbringt, ist „glücklich, nun ein Teil von Borussia Dortmund zu sein“. Der Weg bis hierhin war lang, die Reise führte über mehrere Telefonate und einen Besuch; in Dortmund und im Stadion. Ein Detail, aber eines mit Gewicht. „Die Wucht der Gelben Wand verstehst du erst, wenn du es selbst im Stadion erlebt hast.“ Die Südtribüne zieht als Argument pro Borussia also nicht nur bei Fußballern, sondern auch bei eFootballern. Borussia verbindet.
„Wir spüren keinen Druck vom Verein oder den Trainern, aber wir haben den Druck, den wir uns selbst machen. Der ist positiv. Wir wissen, dass wir einen großen Klub repräsentieren, also kennen wir auch die Erwartungen an uns“, sagt Roee, der das Team als Kapitän anführen wird. Dann erklärt er: „Unser erstes Ziel ist es, unter die ersten Acht in unserer Division zu kommen und uns für die Finalrunde zu qualifizieren. Dafür sind wir hier.“
Ausgetragen wird die VBL erstmals im FIFA-Nachfolger EA Sports FC 24, der im September erschienen ist. Gespielt wird im Modus Ultimate Team, der eine Zusammenstellung des Teams aus Spielern aller Bundesliga-Klubs ermöglicht. Das Finalwochenende steigt am 23./24. März 2024. Dann wird der Nachfolger des Deutschen Club-Meisters gesucht: Titelverteidiger Leipzig hat sich die Meisterschale im Mai 2023 zum zweiten Mal hinter- einander erspielt. Kapitän Roee würde daran gerne etwas ändern: „Ich kann es nicht erwarten, Borussia Dortmund in der VBL zu repräsentieren. Und ich hoffe, dass wir irgendwann im SIGNAL IDUNA PARK sein werden – mit der Trophäe der Virtual Bundesliga.“ In diesem Sinne: Game on.
Text: Nils Hotze
Fotos: Hendrik Deckers
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